Guten Morgen, ihr Lieben 🙂 Wie immer nutze ich die Ruhe vor dem Sturm (bzw. der Uni :D), um am Gemeinsamen Lesen von Schlunzenbücher teilzunehmen.
1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?
Ich lese „Der goldene Handschuh“ von Heinz Strunk. Ich bin auf S. 204/253.
Fritz Honka hat traurige Berühmtheit als Serienmörder erlangt. Ein Frauenmörder der untersten Unterschicht. Geistig und körperlich gezeichnet, missbraucht und tötet er seine Opfer, die er in der Absturzkneipe „Zum goldenen Handschuh“ aufsammelte. Leider kein fiktiver Roman, sondern auf wahren Begebenheiten beruhend und daher umso erschreckender.
2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?
So lange, bis es AUS und er ledigt wäre, vernichtet, ohne die Möglichkeit, jemals wieder auf die Beine zu kommen.
3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden?
Da um das Buch ja doch ein gewisser „Rummel“ gemacht wurde, kannte ich es zumindest vom Cover her – aber beschäftigt hatte ich mich nicht damit. Nachdem „Der goldene Handschuh“ allerdings in diversen meiner heiß geliebten True-Crime-Podcasts genannt und empfohlen wurde, habe ich zugegriffen, als ich in der Bibliothek über das Buch stolperte.
Ich weiß gar nicht so richtig, was ich sagen soll. Das Buch macht sprachlos. Nicht nur, weil man einen so grausamen Menschen „hautnah“ begleitet – auch weil man einen so drastischen Einblick in das Klientel des „Goldenen Handschuh“ erhält. Ich wuchs wirklich sehr behütet auf und mit Personen, wie sie in dem Buch gezeichnet werden, hatte ich niemals Berührungspunkte. Personen, die – blöd gesagt – so tief gefallen sind, dass sie die unterste Schicht Deutschlands darstellen.
Strunk gelingt es auf eine schauderliche Weise, diesen Personen so viel Leben einzuhauchen und sie so…. greifbar zu beschreiben, dass man sich beim Lesen oft auch ekelt. Passagenweise ist es nicht so schlimm und man denkt schon: okay, das geht ja eigentlich. Aber dann – zack – kommt wieder so eine Beschreibung, die einem die Haare zu Berge stehen lässt.
Das Buch ist dementsprechend – zumindest für mich – schon harter Tobak. Aber auch unglaublich interessant und wichtig. Wir verschließen schließlich so gerne die Augen vor diesem Elend. Wir leben in unserer priviligierten kleinen Welt und wissen gar nicht, welch verzweifelte Existenz manche Menschen führen. Fritz Honka hat mit Nichten Mitleid verdient, aber viele im Buch beschriebene Menschen schon.
4. Welches ist dein Buchhighlight des ersten Halbjahres 2019
Ein großes Highlight war definitiv „Someone New“, auch wenn es so gar nicht in mein übliches Beuteschema fällt und ich sagen muss, dass es auch nicht zu meinen Lieblingsbüchern gehört. Aber es war für meine persönliche „Entwicklung“ wichtig – oh, das klingt hochtrabend!
Ich hatte in meinem Leben selten Berührungspunkte zu LGBTQ (ich hoffe, ich habe keinen Buchstaben vergessen :’D). Während des Lesens habe ich natürlich selbst reflektiert und muss sagen, dass ich in meinem Umfeld und meiner Biografie (Schule, Uni, etc) niemals mit dieser Thematik konfrontiert wurde, außer vielleicht in Fernseh-Shows. Dementsprechend habe ich mich auch NIE zuvor mit diesen Themen beschäftigt und war vermutlich absolut desensibilisiert. Mit dem Lesen von Someone New habe ich mich erstmals gezielt und intensiv mit der Thematik Transsexualität beschäftigt und insofern kann ich sagen, dass das Buch definitiv zu meiner Sensibilisierung beigetragen hat. Bücher, die einen so nachhaltig verändern, gibt es sicher selten und deswegen zählt es bis jetzt zu meinen Jahreshighlights.
Ebensfalls zu den Highlights zähle ich Stephan Orth mit „Couchsurfing in Russland“. Natürlich habe ich ein großes persönliches Interesse an Russland und es ärgert mich immer sehr, wenn insbesondere Menschen im „Westen“ Russland so arg verteufeln. Nein, man kann die Politik nicht gutheißen und ja natürlich, Russland macht Fehler und hat Fehler in der Geschichte gemacht. (Möge sich das Land zu Wort melden, das dies nicht getan hat!)
Aber Russland ist noch so viel mehr. Russland sind wunderschöne Kulturen und Landschaften, herzliche Menschen, Gastfreundschaft, Weltoffenheit, Mut zur Veränderung, Hoffnung, &&& Und das vergessen ganz viele, wenn sie Putins Politik mit Russland gleichsetzen. Deswegen auch dies eines meiner Highlights, da das Buch diese andere – diese schöne! – Seite Russlands aufzeigt und so hoffentlich ein bisschen mehr Verständnis schaffen kann.