Im letzten Sommer, es war um meinen Geburtstag herum, scrollte ich nichtsahnend durch TikTok – eine meiner liebsten Beschäftigungen – und stieß auf ein Video mit einem eher zierlichen, blonden, koreanischen jungen Mann. Kpop war bis zu diesem Zeitunkt für mich von eher geringer Bedeutung. Durch League of Legends und deren KDA-Projekt war ich zwar bereits gewissermaßen aufmerksam geworden, aber bis auf das ein oder andere Lied von Blackping und eben KDA hatte sich keine koreanische Musik in meine Playlist verirrt. Was also hatte es nun mit dem Video auf sich? Der junge Mann, den ich gesehen hatte, begann plötzlich zu rappen. Mit einer so angenehmen und tiefen Stimme, dass es mich umhaute. In den Kommentaren erfuhr ich schnell dass es sich um Felix handelte. Ich googlete ihn, stolperte über seine Band – Stray Kids – und tja…. ein paar Monate später verkündete mir Spotify, dass Stray Kids neben Little Big – meiner Lieblingsband – die am meisten gehörte Band 2020 für mich war. Und so strudelte ich hinein, ins Kpop-Universe und nenne mich heute stolzer Stay.
Auf Anne Pätzold wiederum stieß ich, weil ich auf Twitter die kontroversen Diskussionen zum Roman mitbekommen habe. Ähnlichkeiten des Covers zu BTS und so weiter. Diesen Hate fand ich unglaublich unsympathisch, deswegen entschloss ich mich, der Autorin und dem Buch eine Chance zu geben, die über die Ähnlichkeiten irgendeines Covers hinaus geht. Und ich bin absolut happy, das getan zu haben.
AUTOR Anne Pätzold
VERLAG LYX
ERSCHIENEN 2020
SEITEN 416
Übersetzer /
PREIS 12,90 €
GENRE Romantik, New Adult
REIHE LOVE NXT, Band 1
ISBN 978-3-7363-1304-0
LESEZEIT 5h 44min
Inhalt
Ella lebt seit dem Tod ihrer Eltern mit ihren zwei Schwestern zusammen, der jüngeren Liv und der älteren Mel. Mel arbeitet hart in der Eventmanagement-Branche, um ihren Schwestern ein möglichst gutes Leben bieten zu können. Als Mel an der Organisation eines Auftritts von NXT beteiligt ist – der Kpop-Sensation schlechthin! – will Liv unbedingt mitkommen. Und Ella, als die Mittlere, darf Babysitter spielen.
Als sich die beiden Backstage aufhalten und Liv den Raum für eine Weile verlässt, platzt ein gutaussehender junger Koreaner in den Raum, in den sich Ella mit ihrem Buch zurückgezogen hat. Da sie von Kpop und Musik im Allgemeinen nicht viel weiß und lieber in ihre Buchwelten abtaucht, ist ihr zu dem Zeitpunkt auch nicht klar, wer da vor ihr steht und mit ihr über die Leidenschaft für Bücher plaudert. NXT-Bandmitglied Jae-yong hat es auch nicht unbedingt eilig, Ella einzuweihen, denn erstmals seit langer Zeit kann er sich sicher sein, dass jemand sich seinetwillen für ihn interessiert und nicht nur wegen des Ruhms.
Meinung
Da ich mich viel mit Stray Kids beschäftige und mich das Drumherum doch auch interessiert, war mir einiges bereits bekannt, z.B. das Datingverbot. When We Dream hat mir aber noch einmal vor Augen gehalten, wie anstrengend und anders das Leben der sogenannten Idols ist im Vergleich zu „westlichen“ Künstlern. Die Musikindustrie in Korea ist der unseren so fremd, dass ich am Anfang, als ich mich für Kpop zu interessieren begann, extrem verwirrt war. Die jungen Künstler stehen so enorm unter Druck und werden bereits in einem so jungen Alter „gedrillt“, dass es eigentlich reiner Wahnsinn ist. (Und aufgrund dieses Charakters der Branche fordert sie auch immer wieder ihre Opfer, z.B. Jonghyun von SHINee.) Vor diesem Hintergrund fand ich es unglaublich toll, dass Pätzold in ihrem Roman eben nicht die Glitzer-Schiller-Welt der Idols gezeichnet hat, sondern ein doch recht kritisches Bild darauf wirft.
Eingewoben in dieses Setting ist die zarte Liebesgeschichte zwischen Ella und Jae-yong, die sich via Messages immer besser kennen lernen und letztlich auch das ein oder andere schöne Date miteinander verbringen können – natürlich stets inkognito, denn eine Beziehung zu einem Mädchen würde für Jae einem Vertragsbruch mit seiner Agentur gleichkommen. Am Anfang war ich was die Liebesgeschichte angeht doch recht skeptisch. Ich habe mich bis jetzt selten mit „Mädchen-trifft-Popstar“-Geschichten auseinandergesetzt und fand sie ehrlich gesagt zu unrealistisch, um ihnen weitere Beachtung zu schenken. Die Lovestory zwischen Ella und Jae kam mir im ersten Band aber keinswegs als forcierte Klischeeerfüllung vor. Tatsächlich wirkte sie auf mich recht authentisch und hat mich enorm in ihre Bann gezogen. Das Buch endet fulminant und lässt den Leser mit diesem enorm drängenden Wunsch zurück, sofort weiter zu lesen. Für diesen ersten Band vergebe ich daher volle Punktzahl.