Seit Ende vergangenen Jahres bin ich Mitglied eines kleinen, aber feinen Lesezirkels. Gefunden haben wir uns über Read-O und lesen nun bereits das dritte Buch gemeinsam. Mauricio Gomydes „Die schönste und die traurigste aller Nächte“ war unser zweites gemeinsames Buch und das erste, das ich in diesem Jahr beendet habe. Und es war ein gelungener Auftakt für das Lesejahr 2023!
AUTOR Mauricio Gomyde
VERLAG Rowohlt
ERSCHIENEN 2019
SEITEN 384
Übersetzer Johanna Schwering, Viktoria Wenker
PREIS 16,00 € (TB)
GENRE Romantik
REIHE –
ISBN 978-3-499-00048-5
Das passiert…
Victor und Amanda gehen gemeinsam in eine Klasse. Auf einem Schulball gestehen sie einander endlich ihre wahren Gefühle und alles könnte so schön sein – wenn Amanda nicht bereits am darauffolgenden Tag das Land verlassen würde. Ihr Vater ist Diplomat und sein Beruf verschlägt ihn in die verschiedensten Länder. Die Wege der beiden trennen sich. Und dann stirbt Amandas Familie bei einem Attentat. Victor glaubt Amanda, die Liebe seines Lebens, tot. Doch nicht nur deswegen zieht er sich auf ein einsames Weingut zurück: er kann durch die Zeit springen. Diese Zeitsprünge jedoch erfolgen vollkommen unkontrolliert.
Jahre später. Victor lebt noch immer zurückgezogen. Amanda hat wie durch ein Wunder überlebt und ist gefangen in einer unglücklichen Liebe. Doch das Schicksal führt die beiden wieder zusammen. Doch was einfach scheint, ist es nicht.
Meine Meinung
Für mich ist dieser Roman der beste Beweis dafür, das Leserunden grandios sind: man lernt Bücher kennen, die man so vermutlich niemals kennen gelernt hätte. Ich bin zwar großer Fan südamerikanischer Literatur, von allein wäre ich aber sicherlich nicht auf Die schönste und die traurigste aller Nächte gekommen. Und das wäre durchaus ein Verlust gewesen!
Besonders interessant empfand ich die Verwebung ganz leichter Fantasyelemente in Form der Zeitsprünge, mit einer epischen Liebesgeschichte. Amanda und Victors Geschichte hat mich tief berührt. Amanda ist eine verlorene Seele, deren Herz komplett vernarbt ist. Sie hat ihre Familie verloren. Und sie lebt in einer absolut miesen Beziehung. Schlussendlich erlebt sie häusliche Gewalt und Schlimmeres. Sie hat all ihre Träume begraben und sich in ein Schicksal gefügt, das ihr kein Glück bringt.
Victor wiederum lebt unfreiwillig zurückgezogen. Da er seine Zeitsprünge nicht kontrollieren kann und er keine unnötigen Fragen aufwerfen will, hat er sich ein einsames Weingut gekauft und es geschafft, sich zum Schaumwein-Prinzen hochzuarbeiten. Er ist erfolgreich, aber glücklich ist er nicht. Denn Amanda, die er tot glaubt, lässt ihn einfach nicht los.
Die Figuren waren wirklich spannend und trotz der teilweise doch recht turbulenten Handlung nicht überladen. Die Geschichte selbst hat mir sehr gut gefallen und hatte etwas märchenhaftes. Die Erzählung hat mich dank ihrer tollen Schilderungen direkt nach Südamerika versetzt. Ein bisschen Urlaub für die Gedanken. Mir persönlich hat nur eine tragische Stelle im Roman nicht gefallen, die mir ehrlich gesagt das Herz in tausend Stücke zerbrochen hat. Rein erzählerisch war diese Wendung durchaus berechtigt und sinnig, aber der bittere Beigeschmack ist tatsächlich geblieben.
Insgesamt war der Roman sehr kurzweilig, schön zu lesen und hat zum Träumen und Nachdenken angeregt. Ich vergebe daher vier von fünft Sternen.