Ganz gleich, welche Leseapp oder book-related Seite ich öffnete – für eine lange Zeit fand ich „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde unter den Top 3 der für mich personalisierten Leseempfehlungen. Naiv wie ich war, dachte ich mir nur: hübsches Cover, aber das sieht nicht so aus, als wäre das was für mich. Bis dann der Groschen fiel und ich erkannte, dass es sich um einen mehr oder minder dystopischen Roman handelt. Und bei diesem Genre bin ich ja bekanntlich recht schnell von der Partie. Also landete Die Geschichte der Bienen auf meiner 23für2023-Liste und war das erste Buch der Liste, das ich in diesem Jahr gelesen habe. Und ein bisschen ärgert’s mich, dass es so lange gedauert hat, bis ich dem Buch eine Chance gab.
AUTOR Maja Lunde
VERLAG btb Verlag
ERSCHIENEN 2017
SEITEN 528
PREIS 20,00 € (geb. Buch)
GENRE Gegenwartsliteratur
REIHE Klima Quartett, Bd. 1
ISBN 9783442756841
Die Handlung
Maja Lunde hat sich für einen – aus meiner Sicht – ungewöhnlichen Weg entschieden, diese Geschichte(n) zu erzählen: der Leser begleitet drei verschiedene Protagonisten unterschiedlicher Kontinente und unterschiedlicher Jahrhunderte: William im England des Jahres 1852, George aus den Vereinigten Staaten im Jahr 2007 und Tao aus China, deren Geschichte 2098 spielt. Und alle drei erleben ihre eigene Krise: William ist Biologe und träumt davon, die Zucht der Bienen zu verbessern und scheitert doch immer wieder. George hat eine Honigfarm, doch das Bienensterben macht ihm zu schaffen. Und Tao ist eine junge Arbeiterin, die aufgrund des Aussterbens der Bienen Bäume per Hand bestäuben muss und deren Sohn plötzlich verunfallt und ihr weggenommen wird.
Alle drei Personen kämpfen um etwas: William um Forschungserfolge, George um das Überleben seiner Farm und Tao um ihren Sohn. Verbunden scheinen die Figuren zunächst nur durch ein Element: die Bienen. Doch Lunde gelingt es, die Fäden immer enger und enger zu verweben, bis ein grandioses und mehrere Jahrhunderte umfassendes warnendes Manifest entsteht.
Der Schreibstil
Vom ersten Moment an konnte mich „Die Geschichte der Bienen“ fesseln. Durch die wechselnden Perspektiven und das eintauchen in immer wieder ein anderes Schicksal wurde es nie langweilig oder schleppend. Stattdessen rauschte ich nur so durch die Kapitel, da ich unbedingt wissen wollte, wie es William geht, wie es mit George weitergeht und ob Tao ihren Sohn finden konnte.
Thematik
Ich liebe Bienen. Und das nicht nur wegen des (Imker-)Hypes, der gefühlt aktuell umhergeht. Ich mochte die kleinen pelzigen Nutzinsekten schon immer. Und somit hat mich auch das Sterben der Bienen schon oft beschäftigt und sehr nachdenklich gemacht. In Lundes Werk wird die Geschichte der Bienen in drei Etappen erzählt: die erblühende Imkerei, das Bienensterben und die Zeit danach. Dieser Aufbau war natürlich sehr interessant, insbesondere, da man weiß: aktuell befinden wir uns auf George’s Stufe, was aber, wenn wir Tao’s Stufe erreichen?
Am liebsten hätte ich es gesehen, wenn die Bauern alles so machten wie früher und die Pflanzen auf dem Feld eigenständig überleben mussten, ohne die Hilfe von Pestiziden. Aber das war wohl nicht möglich. Schädlinge konnten ein reifes Feld im Laufe einer Nacht kahlfressen. Wir waren zu viele geworden, die Lebensmittelpreise waren zu niedrig und alles andere zu teuer, als dass jemand ein solches Risiko einginge.
George aus Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde
Die Geschichte der Bienen ist der erste Band des Klima-Quartetts und Lunde ist es in diesem ersten Band definitiv gelungen, einen fulminanten und beängstigenden Auftakt hinzulegen, der einen zum Nachdenken anregt.
Fazit
Mir hat Die Geschichte der Bienen unfassbar gut gefallen. Es war eine tolle Mischung aus Dystopie und „Klimaliteratur“. Dazu kommt der tolle und das Buch sehr spannend machende Wechsel der Perspektiven und Jahreszeiten. Von mir gibt es für dieses Buch daher die volle Punktzahl – absolut lesenswert!