[Die Montagsfrage ist eine wöchentlich stattfindende Bloggeraktion, die aktuell von Wordworld gehostet wird.]
Heute gibt es bei Sophia eine Montagsfrage, die ich aus ganzem Herzen liebe und die aber gleichzeitig ein bisschen die Schamesröte in mein Gesicht treibt. Um welche Frage es geht?
ACHTET IHR AUF DIE NAMEN VON ÜBERSETZERN? FALLS JA, KÖNNT IHR AUCH JEMANDEN NENNEN, DER EURER MEINUNG NACH BESONDERS GUTE ARBEIT LEISTET?
Kommen wir am besten gleich zu meiner Beichte: Nein, ich achte nicht immer auf die Übersetzer. Das finde ich deshalb ein bisschen blamabel, weil ich ja selbst als freiberufliche Übersetzerin und Lehrbeauftragte eines Übersetzungskurses an der Uni tätig bin und daher nicht nur die besondere Bedeutung einer Übersetzung zu schätzen weiß, sondern auch den Kollegen mehr Anerkennung zollen sollte.
Dass Übersetzungen einen großen Teil unseres Leseerlebnisses ausmachen, sollte klar sein. (Ich habe hier auch schon einmal – es ist etwas länger her, man sollte den Beitrag sicher auch mal updaten! – einen Beitrag über die Rolle der Übersetzung geschrieben.) Wir lesen nicht immer in unserer Muttersprache und die Übersetzung „verfälscht“ notwendigerweise das, was wir lesen. Keine Übersetzung kann ein Original 1 zu 1 ersetzen. Es ist immer auch ein eigenes, künstlerisches Werk eines Übersetzers.
Dennoch achte ich ehrlich gesagt nicht immer auf die Übersetzer. Ich schreibe sie in meine Rezensionen – das empfinde ich als Muss! – und in dem Moment schaue ich natürlich auch nach, wer für die Übersetzung zuständig war. Allerdings ist es nicht so, dass mir da Namen im Gedächtnis bleiben. So ehrlich muss ich sein.
Namentlich ist mir tatsächlich nur Alexander Nitzberg ein Begriff, denn er hat sich der Neuübersetzung des Werkes einer meiner Lieblingsautoren – Michail Bulgakov – gewidmet und tut dies, wie ich finde, meisterlich. Da ich oftmals auch das Original kenne, wenn auch manchmal nur in Auszügen, kann ich einigermaßen beurteilen, wie gelungen ich die Übersetzung finde. Darüber hinaus stellt Nitzberg im Anhang oft dar, warum er sich für oder gegen eine Variante entschieden hat in seiner Neuübersetzung. Als selbst Jungübersetzerin und angehende Slawistin ist das natürlich auch einfach sehr spannend.
So etwa hieß „Das hündische Herz“ in anderen Übersetzungen auch „Hundeherz“. Der Titel nach Nitzberg ist genauer, insofern es im Russischen Собачье сердце – also wortwörtlich „hündisches Herz“ – heißt.
Ebenfalls vage im Kopf habe ich den Namen Swetlana Geier. Sie hat „Schuld und Sühne“ – nun „Verbrechen und Strafe“ – von Dostojewski neu übersetzt. Wie man sieht, hat ihre Neuübersetzung dem Werk ebenfalls zu einem neuen deutschen Titel verholfen.