Seit Anfang des Jahres lese ich beim Carlsen Buchclub mit. Jeden Monat wird ein Buch aus dem Hause Carlsen bestimmt, das dann gemeinsam gelesen wird. Der Austausch in den Gruppen ist super und vor allem spannend. Es macht Spaß, gemeinsam in den Leserunden zu lesen. Im März etwa lesen wir Percy Jackson. Und nun kommt auch meine erste Rezension zu einem der Bücher, die wir nun schon in den ersten drei Monaten gelesen haben bzw. aktuell noch lesen; nämlich: The Loop von Ben Oliver.
AUTOR Ben Oliver
VERLAG Carlsen
ERSCHIENEN 2020
SEITEN 400
Übersetzer Birgit Niehaus
PREIS 15,00 €
GENRE Science-Fiction
REIHE The Loop, Band 1
ISBN 978-3551521187
LESEZEIT 5h 50min
The Loop – Darum geht es
Jeder Tag ist gleich. Luka sitzt seit bereits zwei Jahren im sogenannten Loop, einem High-Tech-Jugendgefängnis, ein. Bis auf die Mittwochabende, wenn die Wärterin Wren den Jugendlichen ein bisschen Freiheit gönnt und bis auf die Bücher, die die Wärterin ihm mitbringt, ist alles jeden Tag gleich: Er steht auf, er frühstückt, er darf auf den Hof, er isst wieder, dann beginnt die Energieernte und nach Mitternacht gibt es ein bisschen Regen. Lediglich die Aufschübe der Todesstrafe, bei denen Experimente bei den Gefangenen vorgenommen werden, bringen etwas Abwechslung rein.
Doch dann ist alles anders. Ein außerplanmäßiger Aufschub, Gerüchte über einen bevorstehenden oder bereits stattfindenden Krieg und dann komtm Wren nicht mehr, Happy – die KI, die alle steuert – funktioniert nicht mehr, der Strom fällt aus. Und dann wird auch klar, wieso: Die Menschen außerhalb des Gefängnisses scheinen dem Wahnsinn verfallen zu sein, sie metzeln sich gegenseitig nieder. Und auch Wren, die Luka heimlich liebt, ist eine von ihnen. Was sollen Luka und seine Freunde nun tun?
Meine Meinung zu
Ich kannte weder ‚The Loop‘, noch Ben Oliver vor der Leserunde. Ich hatte jedoch bereits in der Abstimmungsphase für das Buch gestimmt, da es mir arg interessant vorkam: Science Fiction und Dystopie? Immer her damit. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. ‚The Loop‘ ist ein geniales Buch – und verdammt gruselig, ehrlich gesagt. Aber fangen wir von vorn an:
Die Figuren im Roman sind klasse. Man erfährt zwar erst recht spät etwas mehr über den Hintergrund der Jugendlichen, doch die Spannung rund um die Personen ist stets gegeben. Gelungen finde ich diesbezüglich, dass man als Leser diese auch immer wieder in Frage stellt. Am beispiel von Wren: Ist sie wirklich so gutherzig oder verfolgt sie womöglich ganz eigene Ziele, wenn sie den Hälftlingen hilft? Und was ist mit Kina? Als neue Insassin wird sie rasch zu einer Freundin Lukas, dabei kennt er sie kaum. Malachai gibt sich wie ein Großkotz, manchmal jedoch lässt er durchblicken, dass er mehr als nur das ist – all das sind sehr interessante und komplexe Fäden, die zusammen eine tolle Figurenstruktur ergeben.
Die Handlung fand ich persönlich besonders gelungen. Es gab während des Romans immer Stellen, an denen mich der Plottwist enorm gepackt hatte. Das Ende bzw. das gesamte Konstrukt, was da auf mich zurollt, konnte ich zu keinem Augenblick vorausahnen. Daher fand ich den Plot enorm gelungen. Aus diesen vielen Kapriolen und plötzlichen Twists ergibt sich natürlich auch das Potenzial des Buches als Pageturner. Am Ende fühlte ich mich geringfügig an Ophelia Scale erinnert, allerdings war The Loop dann doch wieder so enorm anders, dass es einfach eine Freude war, mich in der Geschichte zu verlieren.
Auch den Aufbau möchte ich noch kurz positiv erwähnen, denn dieser hat mir bei dem Buch sehr gut gefallen. Die Kapitel sind nicht in dem Sinne numeriert, sondern fußen auf der Zeiteinteilung des Romans, also Tag 735 im Loop, Tag 736 im Loop und so weiter. Diese Struktur hat der Autor genutzt, um auch die Eintönigkeit des Gefängnisses zu untermalen: An manchen Tagen stehen so Dinge wie: „Das gleiche nochmal“, usw. Der Leser fühlt also regelrecht die Eintönigkeit des Gefängnisses mit.
Insgesamt ein enorm spannender und gut geschriebener Auftakt der Reihe. Ich kann ehrlich gesagt das Erscheinen von Band 2 im Herbst kaum erwarten, denn das Ende war auf die Art und Weise kryptisch, die einem einen Schauder über den Rücken fahren lässt. Der Cliffhanger zur Fortsetzung ist also bestens konstruiert. Für Science Fiction und/oder Dystopie Freunde ist The Loop definitiv eine zu empfehlende neue Reihe.
PS – Funfact: Im Roman wird den Häftlingen Körperenergie entzogen, um das Gefängnis mit Strom zu versorgen. Forscher arbeiten aktuell tatsächlich an einer solchen Energieernte, natürlich zum Wohle der Menschen. T-Shirts und Sportshirts, die während des Sports Energie liefern um z.B. den Handyakku zu laden. Dennoch gruselig, wenn man das Buch kennt.