Ich sitze mit einem leckeren, russischen Schwarztee in unserer Küche und genieße den ausnahmsweise ruhigen Start in den Dienstag. Die Uni beginnt erst gegen 12, sodass ich bis 11 Uhr die Ruhe vor dem Sturm genießen kann. Ein guter Augenblick also, um am Gemeinsamen Lesen teilzunehmen.
Das Gemeinsame Lesen ist eine Aktion von Schlunzenbücher und findet wöchentlich jeden Dienstag statt.
1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?
Ich lese Vox von Christina Dalcher und bin auf S. 215 von 395. Zudem lese ich Mordfälle im Bezirk Gera II von Hans Thiers und bin auf S. 16 von 284.
2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?
Das Klopfen der MRT-Röhre hört auf.
Christina Dalcher „Vox“
Die Notwendigkeiten und Erkenntnisse zur Bildung von Morduntersuchungskommissionen haben ihren Ursprung bereits um das 19. Jahrhundert in Deutschland.
Hans Thiers „Mordfälle im Bezirk Gera II“
3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden?
„Vox“ ist, trotz dass mir die Protagonistin Jean, oder Gianna wie sie in ihrer Muttersprache Italienisch genannt wird, etwas unsympathisch ist, sehr interessant. Als zweifelsohne Dystopie passt es trotz des für mich eher untypischen Themas sehr gut in mein Lesebeuteschema und bis jetzt wurde ich auch nicht enttäuscht. Mit einem hervorragenden Erzählstil lässt Dalcher eine Welt lebendig werden, in der Frauen nur 100 Wörter am Tag zugestanden wird – wenn sie Glück haben. Denn jede Verfehlung wird mit 0 Wörtern und Strafarbeit geahndet. Angefangen hat alles hingegen ganz harmlos und die Protagonistin macht vor, wie vermutlich viel zu viele Menschen – mich eingeschlossen – denken: Ach lass die anderen doch demonstrieren, die machen aus einer Mücke einen Elefanten. Als ihre Freundin Jackie sich engagierte, war es Jean, die die Augen verschloss. Und nun? Bereut sie, sich nicht mehr mit Jackie engagiert zu haben. Nun erst beginnt die intelligente Frau für ihre Rechter zu kämpfen. Wäre es jedoch so weit gekommen, wenn sie und nicht nur sie viel eher den Mund aufgemacht hätten?
„Mordfälle im Bezirk Gera II“ beschäftigt sich hingegen mit realen Fällen des – wer hätte es gedacht – Bezirks Gera von 1945-1990. Für mich ein wirklich interessantes Buch, da ich True Crime liebe und selbst in diesem einzigen Bezirk Gera lebe. True Crime ist für mich persönlich immer sehr spannend, aber natürlich ist das Interesse noch einmal viel größer, wenn man selbst die in den Fällen beschriebenen Orte kennt. Bei vielen der Fälle des Vorgängerbandes ging mir durch den Kopf „Uff… In demselben Jahr lebte deine gleichaltrige Mama/ dein gleichaltriger Papa nur einen Ort weiter. Was, wenn ihnen…“ Durch diese räumliche Nähe entsteht natürlich ein ganz anderer Bezug zu den Fällen. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt auf den zweiten Band, nachdem mir der erste wirklich sehr gut gefallen hat. Besonders lobend möchte ich hervorheben, dass Thiers in „Polizeisprache“ erzählt und seine Fälle auch nicht „künstlich aufgearbeitet“ wurden. Dadurch ist dieses True Crime Buch nicht nur für Personen dieser Region so interessant, sondern auch, wenn man authentische Berichte lesen möchte.
4. Liest du vor dem Kauf Rezensionen?
Jein. Es ist tatsächlich meist umgekehrt: Ich kaufe ( oder leihe ), weil ich eine Rezension gelesen habe. Auf die meisten der von mir gezielt gekauften oder geliehenen Bücher wurde ich aufmerksam, weil sie auf anderen Blogs, auf Bookstagram oder auf Twitter besprochen wurden. In meinem Leseverhalten richte ich mich tatsächlich sehr nach den Buchbloggern. Wenn ich jedoch im Laden oder in der Bibliothek stöbere und auf ein Buch aufmerksam werde, suche ich nicht erst nach einer Rezension. Das würde in dem Moment zu viel Zeit kosten und ich gebe auch zu, mein Datenvolumen oder mein Handyakku sind in der Regel eh alle 😀