Die letzten Tage und Wochen sind wie im Flug verstrichen, ohne dass ich nennenswert zum Bloggen kam oder besser gesagt: ohne dass ich mich aufraffen konnte, etwas für den Blog zu tun. Ein bisschen fühlt es sich an, wie eine Sommerlethargie, aus der ich nun aber hoffentlich ganz allmählich wieder auftauche. Gelesen habe ich dennoch – oder gerade deshalb, denn Lesen gehörte auch in den letzten Wochen zu den wenigen Dingen, zu denen ich mich aufraffen konnte trotz Prüfungsphase und Hitze. Besonders begeistern konnte mich dabei „fremd“ von Poznanski und Strobel, weshalb ich trotz anderer ausstehender Rezensionen diese nun vorziehen werde – sozusagen frisch runtergebloggt, denn die letzte Seite habe ich vor etwa einer Stunde gelesen.
AUTOR Arno Strobel / Ursula Poznanski
VERLAG Wunderlich
ERSCHIENEN 2015
SEITEN 400
Übersetzer /
PREIS 16,99 € (broschiert)
GENRE Thriller
REIHE /
ISBN 9783805250849
LESEZEIT 6h 56min 52s
Klappentext
„Stell dir vor, du bist allein zu Haus. Plötzlich steht ein Mann vor dir. Er behauptet, dein Lebensgefährte zu sein. Aber du hast keine Ahnung, wer er ist. Und nichts in deinem Zuhause deutet darauf hin, dass jemand bei dir wohnt. Er redet auf dich ein, dass du doch bitte zur Vernunft kommen sollst. Du hast Angst. Und du verspürst diesen unwiderstehlichen Drang, dich zu wehren. Ein Messer zu nehmen. Bist du verrückt geworden?
Stell dir vor, du kommst nach Hause, und deine Frau erkennt dich nicht. Sie hält dich für einen Einbrecher. Schlimmer noch, für einen Vergewaltiger. Dabei willst du sie doch nur beschützen. Aber sie wehrt sich, sie verbarrikadiert sich. Behauptet, dich niemals zuvor gesehen zu haben. Sie hält dich offensichtlich für verrückt. Bist du es womöglich?
Eine Frau. Ein Mann. Je mehr sie die Situation zu verstehen versuchen, desto verwirrender wird sie. Bald müssen sie erkennen, dass sie in Gefahr sind. In tödlicher Gefahr. Und es gibt nur eine Rettung: Sie müssen einander vertrauen…“
Meinung
Joanne ist allein zuhause – normal, denn sie wohnt allein. Die junge Australierin ist in das Land ihrer Mutter aufgebrochen, um auf eigenen Füßen zu stehen. Dann jedoch sieht sie den Schein der Außenbeleuchtung durchs Badezimmerfenster und hört wenig später Geräusche im Haus. Die junge Frau hat selbstverständlich Panik – wer hätte das nicht – und diese scheint begründet, als sie im Wohnzimmer einen Mann vorfindet, den sie nie zuvor in ihrem Leben gesehen hat
Dieser Mann jedoch ist kein geringerer als ihr Verlobter Erik. Für die beiden beginnt ab diesem Moment ein unfassbarer Psychoterror, denn während Erik seinen Halt in Joanna und im Leben allgemein verliert, befürchtet Joanna, dass sie belogen wird und man es bloß auf das beträchtliche Familienvermögen abgesehen hat. Beinahe paranoid wittert Joanna hinter allem eine Verschwörung gegen sich, wohingegen Erik an der Situation nahezu zerbricht.
Und damit ist der Leser schon mittendrin in einem unfassbar spannenden Psychothriller der besonderen Art. „Fremd“ ist für mich das zweite Buch des Autorenduos Poznanski und Strobel und das ich weiß nicht wievielte von Poznanski selbst. Und wieder wurde ich nicht von den herausragenden Autoren enttäuscht. Schnell war ich im Sog des Buches und konnte es kaum noch aus der Hand legen. Grundlegend für diese Sucht war bei mir der Wunsch, dass Joanna endlich begreift und dem armen Erik eine Chance gibt. Man möchte eigentlich immer und immer mehr wissen, weiter sehen, man hofft für Erik, man fürchtet mit Joanna – es ist auf die gute Art und Weise haarsträubend.
Und während Joanna und Erik noch mit dieser Amnesie zu kämpfen haben, häufen sich die Unfälle – oder sollte man besser sagen: Vorkommnisse? Denn irgendjemand scheint nicht nur Joanna, sondern auch Erik nach dem Leben zu trachten. Die beiden sind ohne es zu wissen in etwas hineingeraten, was weit größer ist als sie selbst.
Auf erzählerischer Ebene konnte mich das Werk vollkommen überzeugen. Es verlor keine Sekunde an Spannung. In einigen anderen Rezensionen wurde bemängelt, dass im ersten Teil des Buches recht wenig Handlung geschieht, dem möchte ich aber an und für sich widersprechen: Klar, die Action kommt erst ab etwa der Hälfte des Thrillers. Doch gerade der erste Teil des Buches bestimmt durch eine Art von Psychospielchen, die einfach mitreißen. Mir zumindest ging es so, dass ich von der ersten Begegnung der beiden im Wohnzimmer an mitgefiebert habe und unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht und ob Joanna ihre Erinnerungen „wiederfindet“.
Die Personen selbst waren ebenfalls großartig, auch wenn mir Joanna etwas plastischer, authentischer und sympathischer erschien als Erik. Woran genau das lag, weiß ich nicht. Dennoch sind beide Protagonisten absolut gut gelungen und das abwächselnde Erzählen aus beider Perspektiven macht das ganze umso spannender, da sich so diese unfassbare Situation auf einem ganz anderen Level nachvollziehen lässt.
Die Auflösung des Ganzes ist ebenfalls unfassbar spannend und daran gedacht habe ich keine Sekunde. Bei vielen Krimis und Thrillern erahnt man ja doch recht bald, in welche Richtung das Ganze gehen wird – hier ist das nicht so. Das Ende war dementsprechend fulminant (und erschreckend) für mich.
Insgesamt wieder ein absolut empfehlenswerter Thriller/Roman aus der Feder dieser beider Autoren.