Die erste Woche des Semesters ist sehr erfolgreich überstanden. Ich habe bekannte Gesichter wiedergesehen und neue Perspektiven kennen gelernt. Ich habe einen Haufen voller Hausaufgaben, aber das meiste ist bereits am Wochenende erledigt wurden. Darüber hinaus war das Wochenende sehr ereignisreich, da ich eine für mich persönlich sehr bedeutsame Lesung besuchte. Dazu wird es aber noch einen eigenen Beitrag geben.
Nun ist es Montag, 17 Uhr 09. Und es wird Zeit für die dieswöchentliche Montagsfrage (Lauter&Leise), die ich auf Anhieb gar nicht wirklich beantworten wollte, aber lest selbst:
Gibt es einen Autor, den du früher sehr bewundert hast, heute aber kritischer siehst?
Ja, ihr seht es schon am Bild, um wen es sich handelt. Leider war sie, Joanne K. Rowling, tatsächlich die erste, an die ich denken musste. Und dass es nicht nur mir so geht, kann man Antonias Beitrag entnehmen. Sie hat eigentlich bereits alles angesprochen, was auch mir durch den Kopf geht, aber ich möchte es dennoch auch noch einmal in eigene Worte fassen, zumal ich nicht in allen Punkten zustimmen kann:
Harry Potter hat vermutlich die Kindheit vieler von uns geprägt. Ich weiß noch, wie ich damals auf die Erscheinungen hinfieberte und meist zugleich die Bücher von Verwandten geschenkt bekam. Wie wir sie gemeinsam lasen und liebten, auch die Filme verschlangen. Für immer wird Harry Potter bzw. das ganze HP-Universum einen ganz besonderen Platz in meinem Bücher- und Nerdherzen einnehmen. Joanne K. Rowling gehört auch unweigerlich zu meinen liebsten Autorinnen und wird es auch bleiben.
ABER – und ja, jetzt sind wir beim aber – ich finde es nicht okay und irgendwie auch fragwürdig, wie sie retrospektiv in ihre eigene Geschichte eingreift. Als sie offenbarte – jetzt, so viele Jahre später -, dass Dumbledore schwul sei und Grindelwald und er eine Beziehung führten, fühlte sich das nicht gut an. Es fühlte sich erzwungen an. Ich möchte der Autorin nichts unterstellen, aber ich als Leserin habe nicht das Gefühl, dass sie auch damals bereits eine Homosexualität bei Dumbledore intendierte. Und ich bin der Ansicht, ist ein Buch erst einmal geschrieben, so kann man nicht nachträglich, mehr als ein Jahrzehnt später, einen solchen Umbruch behaupten. Nur weil es besser in unsere moderne Zeit passt. Nur weil sie als „Vorreiterin“ gelten möchte oder was weiß ich, warum sie die Person des Dumbledore ganz offensichtlich nachträglich so stark verändert.
Dabei möchte ich keinesfalls in Frage stellen – um Gottes Willen! – dass Bücher mit homosexuellen, transsexuellen, non-binary und was weiß ichm, was es alles gibt, Personen nicht gut sind. Ein Buch darf und soll ein Spiegel der Gesellschaft sein und alle Menschen gehören zu dieser Gesellschaft, also dürfen und sollen sie auch in Büchern repräsentiert werden. Aber nicht so. Nicht erzwungen. Nicht nachträglich, um sich selbst womöglich zu profilieren.
Und aus diesem Grund bekomme ich, diesbezüglich, ein großes Bauchgrummeln wenn ich an JKR denke und es hat durchaus einen kleinen Knick in mein Bild dieser sonst fabelhaften Autorin gemacht. Eine angemessenere Reaktion als diese wäre in meinen Augen gewesen, sich dazu zu bekennen, dass in den 90ern und frühen 00ern differente Charaktere eben noch Mangelware waren und dies für kommende Bücher zu beachten. Nachträglich jedoch so massiv in die eigene Geschichte einzugreifen fühlte sich für mich, als Leserin, überrumpelnd, unanangehem und falsch an.
Wie seht ihr das? Fandet ihr es gut, dass Rowling die Rolle des Dumbledor nachträglich so „modifiziert“ oder könnt ihr euch, wie ich, nicht so recht mit diesem Eingriff in den Charakter anfreunden?
Liebe Grüße und eine wunderschöne Oster-Woche