Könnt ihr euch vorstellen, für ein Verbrechen verurteilt zu werden, dass ihr noch nicht begangen habt aber angeblich in der Zukunft begehen werdet? In Gloria Trutnaus Roman „Left To Fate“ ist dies bittere Realität.
AUTOR Gloria Trutnau
VERLAG Carlsen Verlag
ERSCHIENEN 2019
SEITEN 384 Seiten
FORMAT Softcover
PREIS 13,00 €
GENRE Dystopie
REIHE –
ISBN 978-3-551-31801-5
Klappentext
„New York ist verfallen. Der totalitäre Staat Concordia nutzt die Ruinen als riesiges Gefängnis für junge Menschen, die laut Voraussage in der Zukunft ein Verbrechen begehen werden. Als Samantha in die gefährliche und von Banden umkämpfte Stadt verstoßen wird, sucht sie Schutz bei der Westside-Gang. Der unnahbare Anführer David misstraut ihr, obwohl er selbst Geheimnisse zu haben scheint. Langsam kommen sich die beiden näher. Sie finden heraus, dass hinter Samanthas Verbannung etwas Größeres steckt – und die Ruinenstadt wird zur lebensbedrohlichen Falle…“
(Quelle: www.carlsen.de)
Meinung
Ich gehöre schon seit eh und je zu der Fraktion „Dystopie-Liebhaber“. Das begann mit den Klassikern ála „Schöne neue Welt“ und setzte sich dann bei modernen Dystopien wie „Die Tribute von Panem“ fort. Daher bin ich immer auf der Suche nach neuen Büchern dieses Genres. Mit Gloria Trutnaus „Left To Fate“ kann ich nun eine weitere gelungene Dystopie in mein Bücherregal stellen.
Samantha ist volljährig und muss daher nun an einem Eignungsgespräch für ihre spätere Laufbahn teilnehmen – reine Formsache, denn die Kinder übernehmen ohnehin die selben Berufe wie ihre Eltern und ihre Großeltern zuvor. Was Samantha jedoch nicht weiß: hinter diesem Gespräch steckt so viel mehr, denn der totalitäre Staat Concordia hat die technischen Möglichkeiten, in die Zukunft der „Probanden“ zu sehen und ist in dieser Zukunft eine Straftat zu sehen, werden die entsprechenden Individuen sofort ausgesondert. Da Samanthas Zukunftsdaten jedoch nicht abrufbar sind, wird der Staat besonders misstrauisch. Die junge Erwachsene wird verhaftet und abtransportiert. Und das Gefängnis ist nichts Geringeres als die Ruinenstadt New York, in der sich rivalisierende Banden bis aufs Blut bekriegen.
Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen und Gloria Trutnau ist es sehr gut gelungen, vielschichtige Persönlichkeiten zu entwickeln. In „Left To Fate“ gibt es keine Schwarz-Weiß-(Anti)Helden, sondern jede Figur hat eine Geschichte, die sie zu genau dem gemacht hat und trägt das Potential in sich, auch andere Seiten zu offenbaren. So gelingt der Autorin auf der Figurenebene zum Schluss ein richtig genialer Plottwist, den ich so nicht habe kommen sehen.
Die Sprache bzw. der Erzählstil des Romans ist angenehm zu lesen, der Lesefluss ist definitiv vorhanden, auch wenn ich an der ein oder anderen Stelle doch ein bisschen das Gefühl von Langatmigkeit habe aufkommen gespürt. Daher las ich den Beginn der Geschichte auch etwas langsamer, während mich dann irgendwann das „Fieber“ erst richtig packte.
Der Handlung des Romans liegt eine so spannende, wie gruselige Idee zugrunde: ein totalitärer Staat, der in die Zukunft blicken kann und potentielle Quärulanten sofort eliminiert. Dass dieser Staat auch rigoros tötet, zeigt sich im Verlauf des Buches. Die Art, wie Gloria Trutnau ihre Handlung enden lässt, ist noch einmal grandios. Natürlich kann ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten, aber es ist so ein richtiges „Boom-Baby!“-Ende, das den Leser ein bisschen fassungslos zurücklässt und besonders gemein ist der Cliffhanger am Ende, denn ein weiterer Teil des Romans ist nicht geplant.
Insgesamt hat das Buch meine Erwartungen absolut erfüllt: Die Idee fand ich klasse und die Umsetzung ebenso. Einzig dass zeitweise die Spannung etwas auf der Strecke blieb muss ich wirklich bemängeln, da hier jemand – der ein Buch etwas leichtfertiger abbricht als ich Hardcore-Nichtabbrecher 😀 – durchaus das Buch weglegen könnte. Dies betrifft aber vor allem die ersten Kapitel des Buches und legt sich dann gänzlich. Ist man einmal in der Geschichte gefangen, reißt sie einen definitiv mit.
Der Roman erhält von mir daher 4 Sterne 🙂
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