Steht auf einem Buchcover der Name Tsokos, greife ich danach. Mittlerweile hinterfrage ich nicht einmal mehr, ob es sich um ein Sachbuch handelt, einen Krimi oder ein ganz anderes Genre. Ich verschlinge alles, wo der Rechtsmediziner seine Finger im Spiel hat. Und so stand natürlich auch außer Frage, Die Siebte Zeugin zu lesen. Und das Buch hat mich maßgeblich überrascht.
AUTOR Florian Schwiecker, Michael Tsokos
VERLAG Knaur
ERSCHIENEN 2021
SEITEN 320
PREIS 12,99 € (Tschenbuch)
GENRE Krimi, Justizkrimi
REIHE Eberhardt & Jarmer ermitteln (Bd. 1)
ISBN 3426527553
Das passiert…
Ein Beamter verlässt am Morgen sein Haus, geht in eine Bäckerei und schießt wahllos auf drei Personen – eine stirbt. Der Mann ist von Anfang an geständig, mit seinem Anwalt Rocco Eberhardt spricht er nicht. Doch dieser spürt, dass etwas faul an der Sache ist. Was hat den Familienvater dazu bewogen, mit einer solchen Brutalität und ohne jedes Motiv um sich zu schießen?
Kurzmeinung
Wie bereits eingangs erwähnt, hat mich dieser Krimi tatsächlich ein bisschen überrascht. Normalerweise lese ich Krimis aus der Sicht des Ermittlers. Meist begleitet man die Spur von der Tat zum Täter. Hier jedoch ist der Täter bereits gefasst. Die Identität steht genauso wenig in Frage, wie der Tathergang. Der Roman beginnt da, wo andere Krimis meist enden: bei der Verhandlung.
Auf den ersten Blick habe ich mich tatsächlich gefragt, wo da die Spannung herkommen soll. Klar – das Motiv muss noch gefunden werden. Aber das bietet doch nur ein bisschen Spannung. Doch da lag ich komplett falsch. Verteidiger Rocco Eberhardt lässt nichts unversucht, um die irrsinnige Tat seines Mandanten zu verstehen. Dabei arbeitet er mit Rechtsmedizier Jarmer zusammen, der einige wichtige Details beisteuern kann und so hilft, den Fall nach und nach zu verstehen. Der Leser begleitet Verteidiger und Rechtsmediziner bei einer kniffligen Spurensuche und nur nach und nach ergibt sich aus den verschiedenen kleinen Fetzen ein Gesamtbild.
Der Roman war kurzweilig und, wie es sich für einen Krimi gehört, sehr spannend. Besonders toll fand ich, dass sowohl Tsokos, als auch Schwiecker bekanntlich nicht nur Autoren sind. Mit Schwiecker als Jurist und Tsokos als Rechtsmediziner lassen die beiden Autoren ihr Praxiswissen in den Roman einfließen. Dadurch ergibt sich ein plastisches Bild der beiden in diesem Roman vereinten Berufe.
Zudem empfand ich die Perspektive sehr interessant. Wie vermutlich viele habe auch ich mich schon oft gefragt, wie man Strafverteidiger wird. Wie kann man die Verteidigung eines Täters mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren? Wie gestaltet sich die schwierige Arbeit mit einem Menschen, der im Verdacht steht, jemanden getötet zu haben – oder dessen Schuld gar bereits nachgewiesen ist? Auch diese sehr interessanten Aspekte flossen in den Roman ein, ohne dass dieser belehrend wirkte.
Von mir daher eine klare Leseempfehlung für Krimifans und juristisch interessierte Personen mit einer Vorliebe für spannende Romane.