Ich glaube es gibt kaum einen Menschen – ungeachtet, ob er er sie mag oder nicht, der Pippi Langstrumpf nicht kennt. Als ich jünger war, haben wir einen gesamten Lindgren-Schuber gekauft. Und besonders Michel und die Kinder von Bullerbü haben es nicht nur mir, sondern der gesamten Familie angetan. Doch auch von Pippi habe ich immer gern gelesen. Eigentlich hatte ich die Bücher auch längst einmal wiederlesen wollen, doch wie es so ist – man kommt nicht dazu. Ich war daher richtiggehend begeistert, als ich im Januar einen wissenschaftlichen Auftrag übernahm, der sich mit Pippi in Taka-Tuka-Land beschäftigte, besser gesagt: mit der aus heutiger Sicht als problematisch empfundenen Wörtern. Ich nutzte die Gelegenheit, suchte mir in der Bibliothek das Buch und begann, es erneut zu lesen.
AUTOR Astrid Lindgren
VERLAG Oetinger
ERSCHIENEN 1970
SEITEN 128
PREIS 14,00 €
GENRE Kinderliteratur
REIHE Pippi Langstrumpf, Bd. 3
ISBN 3789114499
Das passiert…
Wie vermutlich jeder weiß, lebt Pippi ganz allein in der Villa Kunterbunt. Nun gut, ihr Pferd und ihr Affe sind bei ihr. Und ihre Freunde Annika und Tommy sind auch von der Partie. Aber von Pippis Eltern zumindest weit und breit keine Spur. Kapitän Langstrumpf lebt nämlich als Stammeshäuptling in der Südsee. Eines Tages erreicht Pippi jedoch ein Brief: Ihr Vater ist auf dem Weg und will Pippi zumindest zeitweise zu sich holen. Also beginnt für Pippi, aber auch Tommy und Annika – nach einer überstandenen Grippe kann den Kindern etwas Sonne gut bekommen – eine tolle Reise in entfernte Teile der Welt. Dort begegnen die Kinder neuen Freunden, aber auch Räubern.
Meinung
Pippi in Taka-Tuka-Land gehört vermutlich zu den vielfach diskutierten Kinderbuchklassikern der letzten Jahre, da ein aus heutiger Sicht als rassistisch und somit problematisch empfundenes Wort darin Verwendung findet. Aus diesem Grund habe ich das Buch, genaugenommen, ja auch wiedergelesen. Diese Diskussion sei hier jedoch einmal hintan gestellt. Ich denke, darüber kann ich sich jeder eine Meinung bilden und jedem ist bewusst, dass man die Entstehungsumstände 1970 berücksichtigen muss.
Zur Geschichte: Pippi geht – wie in allen Bänden – ihren eigenen Weg. Sie führt so manchen Erwachsenen zum Narren, ist dabei jedoch nie unfair oder gar boshaft. Das Buch hat mich an vielen Stellen zum Lachen gebracht. Vor dem Hintergrund, dass Lindgren sich aktiv für Kinder einsetzte – sie war z.B. maßgeblich daran beteiligt, dass Züchtigung von Kindern abgeschafft wurde – und auch für das Empowerment der Kinder, ist Pippi eine wahre Heldin. Natürlich schlägt die Kinderbuchheldin immer mal wieder über die Stränge, doch letztlich zeigt das Mädchen überspitzt auf, dass auch Kinder sich nicht alles gefallen lassen müssen, nur weil sie Kinder sind.
Was mir auch gut gefallen hat, vermutlich weil mein Fokus darauf lag, war der für damalige Verhältnisse wirklich toll beschriebene Umgang der sich fremden Kinder. Besonders eine Stelle hat mir sehr gut gefallen, wo die Kinder einander sehr wertschätzend begegnen und die gegenseitige Besonderheit der jeweiligen Hautfarbe positiv hervorheben. Das mag nicht viel sein und ich wage auch nicht, das Ganze objektiv zu bewerten – das steht mir als Weißer nicht zu -, aber subjektiv betrachtet empfand ich das sehr schön und für die damaligen Umstände (!) – die ich im Zuge meiner Arbeit recherchiert habe – auch durchaus fortschrittlich. Hierin zeigt sich, finde ich, der durchaus rebellische Charakter der Autorin, die sich für ein besseres Miteinander stets einsetzte.
Insgesamt war das für mich ein sehr gelungenes Wiederlesen des Buches. Wenn es bei mir einmal so weit ist, wird dieses Buch definitiv auch meinem Kind vorgelesen – sofern es die Geschichte von Pippi mag, versteht sich.