Stellt euch vor, dass schon ein Blick euch in den schieren Wahnsinn stoßen könnte. Das Haus zu verlassen, aus dem Fenster zu blicken – all das könnte schon das Todesurteil sein. Klingt schrecklich? Ist es auch. Und in Bird Box von Josh Malerman wird dieser Albtraum bittere Realität.
AUTOR Josh Malerman
VERLAG blanvalet
ERSCHIENEN 2018
SEITEN 320
Übersetzer Fred Kinzel
PREIS 9,99 €
GENRE Horror / Thriller
REIHE /
ISBN 3734107164
LESEZEIT 5 h 38 min
Bird Box – Darum geht es
Eines Tages findet sich Malorie in einem Albtraum wieder: plötzlich existieren Wesen, die durch den bloßen Anblick das menschliche Hirn (nur das menschliche?) in den Wahnsinn stürzen. Die Betroffenen werden blutrünstig und suizidal. Diese Wesen zu sehen bedeutet den bitteren Tod. Die schwangere Malorie kann in einem Haus mit weiteren Personen Obdach und Schutz finden, doch das Leben wird zu einem Überlebenskampf. Die junge Frau, hochschwanger, lebt mit der steten Angst vor den Wesen, doch allmählich schwindet auch das Vertrauen in die anderen Hausbewohner. Und dann nimmt die Katastrophe ihren Lauf.
Doch ein Anruf verspricht Rettung. Der Haken? Malorie und ihre Kinder müssen über den Fluss an einen bestimmten Ort kommen. Nicht schwer, wenn man sehen kann. Doch Malorie und ihre Kinder dürfen die Augen da draußen nicht öffnen. Und so müssen sie sich allein mithilfe des ausgezeichnet trainierten Gehörs der Kinder durch eine Welt manövrieren, die dem Untergang geweiht ist.
Meine Meinung zu Bird Box
Die Charaktere in Birdbox sind wenig sympathisch, dafür im hohen Maße interessant. Malorie ist eine von den Umständen gezeichnete Frau. Sie wird auf den Leser hart und unnahbar. Was jedoch in diesem Buch kein Kritikpunkt sein kann, denn die Entwicklung der Hauptfigur ist absolut nachvollziehbar. Malorie befindet sich nicht nur urplötzlich inmitten der Apokalypse, sie ist dabei auch noch hochschwanger bzw. muss sich wenig später um zwei kleine Kinder in einer so lebensfeindlichen Umgebung kümmern. Sie wird zu einer Löwin. Einer Kämpferin für ihre Kinder. Die anderen Figuren, überwiegend als Nebenfiguren zu bezeichnen, sind die Hausbewohner. Sie haben alle ihre eigenen Schicksale und werden aus der Sicht von Malorie betrachtet.
Der Erzählstil ist sehr angenehm, die Übersetzung scheint (ohne Kenntnis des Originals) solide. Interessant ist, dasa auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Zum einen von dem Punkt aus, als Malorie im Haus ankommt bzw. die Katastrophe beginnt. Zum anderen von dem Zeitpunkt ihres Aufbrauchs in eine neue Zuflucht gemeinsam mit den Kindern. Etwa gegen Ende des Buches gehen die beiden Zeitstränge ineinander über.
Beim Spannungsbogen muss ich leider ein wenig Kritik üben. Während mich das Buch am Anfang fesselte, ging die Spannung etwa in der Mitte des Romans ein wenig verloren. Das ging so weit, dass ich das Buch tatsächlich auch für längere Zeit pausierte. Als ich es dann wieder aufnahm, bereute ich diese Pause fast, denn dieser Durchhänger war nur von knapper Dauer. Die letzten Kapitel habe ich in einem Rutsch verschlungen.
Meine Erwartungen angesichts des Hypes um die Verfilmung war recht groß und wurde nicht gänzlich aber in großen Teilen durchaus erfüllt. Die Idee, die hinter Bird Box steckt, ist großartig und konnte sogar einen Leser wie mich, der Horror sonst nicht so mag, abholen. Wesen, die keiner beschreiben kann und die auch dem Leser bis zum Ende des Buches vollkommen fremd und ungreifbar bleiben. Der Thrill saß auf jeden Fall tief und hallt auch nach Beenden des Buches nach.
Insgesamt würde ich dem Buch 4 von 5 Sternen geben. Die Story konnte auf ganzer Linie überzeugen, doch der Hänger in der Mitte des Buches unterbrach die grandios aufgebaute Spannung leider massiv, was bei weniger geduldigen Lesern sicher zu einem kompletten Abbruch des Buches führen könnte.