Ich erinnere mich noch, wie ich an einem Januarabend nach geeigneten Büchern für eine Lesechallenge suchte und dabei absolut zufällig über Lana Rotaru und ihre Seven-Sins-Reihe stolperte. Das Lesen nur weniger Seiten hat es gebraucht, bis ich mich sowohl in die Figuren, die Idee, als auch den Schreibstil der Autorin verliebt hatte. Natürlich folgte ich Lana sofort auf Instagram, um über alle Neuerscheinungen im Bilde zu sein. So bekam ich natürlich auch mit, als die Crushed-Trust-Reihe vorgestellt wurde. Da ich zu dem Zeitpunkt aber die Seven-Sins-Reihe erst einmal weiterlesen wollte, wanderte Kiss Me Never auf die Wunschliste. Bis Lana dann Rezensenten für den ersten Band ihres Romans suchte und ich mich kurzerhand bewarb – und Glück hatte.
AUTOR Lana Rotaru
VERLAG Impress
ERSCHIENEN 2020 (überarbeitete Neuauflage)
SEITEN 295
Übersetzer –
PREIS 12,99 € (TB) // 2,99 € (eBook)
GENRE New Adult
REIHE Crushed Trust I
ISBN 3551302782
LESEZEIT 4h 28m
Inhalt
Die Familie King erlebt, was vermutlich keine Familie je erleben möchte und auch sollte: eines Morgens stehen Polizeibeamte vor der Tür und überbringen die Nachricht, dass ihr Sohn und somit Amandas Bruder Andrew bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Für die Familie zerbricht die Welt, doch während Amys Eltern an den Unfalltod ihres Sohnes glauben, ist sie selbst felsenfest überzeugt, dass Andrews Tod kein Zufall war. Und sie macht Dante und Van, die besten Freunde ihres Bruders, für dessen Tod verantwortlich. Niemand glaubt ihr und so muss sie auf eigene Faust ermitteln und wird dabei immer wieder mit dem verdammt gutaussehenden, aber sich wie ein Idiot benehmenden Dante konfrontiert. Der junge Mann, in den sie früher verliebt und den sie angeschmachtet hatte, verletzt Amy dabei immer wieder. Doch er ist der Schlüssel, um dem Geheimnis, was ihrem Bruder passiert ist, endlich auf den Grund gehen zu können.
Meinung
Lana Rotarus Bücher sind in diesem Jahr 2020 wohl der rote Faden meines Lesejahres. Während ich bei der Seven Sins Reihe sofort gewusst hatte, dass die Bücher etwas für mich sein würden, war ich bei der Trust Crushed Reihe anfänglich etwas skeptisch. Ich lese zwar ab und an gern New Adult und etwas Romantisches, aber ich bin in diesem Genre deutlich schwerer zu überzeugen und zu begeistern. Die Drumherumstory muss stimmen. Ich möchte keinen reinen Liebsroman lesen, wo eine schmachtendkitschige Szene in die andere übergeht. Die Geschichte soll Substanz haben.
Dass Kiss Me Never gleich mit einem Mordfall einsteigt, hat mich dann aber sofort neugierig gemacht. Mein Krimi und True Crime liebendes Herz springt auf sowas natürlich total an. Ein New Adult Roman mit integriertem ungeklärtem Todesfall unter mysteriösen Umständen? Super! Damit war der Einstieg in die Geschichte getan.
Die Figuren und deren Umsetzung haben mir im Roman sehr gut gefallen. Auf den ersten Blick wirken Dante und Amy ein wenig klischeehaft – das brave Mädchen aus gutem Haus und der Bad Boy – aber diesen Eindruck macht Lana Rotaru mit der Art, wie sie ihre Figuren zum Leben erweckt, schnell wett. So zeigt Dante im Verlauf der Geschichte ganz andere Seiten an sich, die man als Leser im ersten Moment nicht für möglich gehalten hat. Und auch Amy überrascht mit einer sehr komplexen Charaktergestaltung, deren zentraler Punkt natürlich die Verarbeitung der Trauer um ihren Bruder darstellt, aber eben nicht nur. Die Nebenfiguren fand ich ebenfalls sehr toll geschrieben. Amys Familie ist mir sehr ans Herz gewachsen, Liam ist genau der mysteriös-gutaussehden Typ, dem man nicht zu schnell vertrauen sollte, &&& Allein mit Jenny, Amys bester Freundin, konnte ich nicht wirklich warm werden.
Der Erzählstil von Lana Rotaru begeistert mich schon seit ich die Autorin kenne. Lana hat eine sehr angenehme Art, den Leser in ihre Buchwelten eintauchen zu lassen. Für jede Stimmung findet sie die richtigen Worte: Ob gefühlvoll, humorvoll oder nachdenklich. Ich habe bei der Lektüre von Kiss Me Never geweint, gelacht, mitgefiebert. Und das gelingt der Autorin durch ihre teilweise sehr direkte, aber bildschöne Sprache.
Und natürlich trägt auch die Handlung dazu bei. New Adult und Young Adult sind ja Genre, die aktuell boomen. Da ist es schwer, Ideen zu finden, die a) spannend sind und b) noch nicht ausgelutscht. Der dieser Geschichte zugrunde liegende Gedanke ist super spannend und erfüllt beide Anforderungen. Wie bereits erwähnt stirbt Amys Bruder. Doch sein Tod scheint nicht so „einfach“ wie auf den ersten Blick: Ein mysteriöser Streit, verschwundene Mädchen und dann ist da noch eine Seite von Andrew, die Amy nicht gekannt hat – und eigentlich dachte sie, ihren Bruder sehr gut gekannt zu haben. Damit gewinnt die Geschichte enorm an Tiefe und geht über das übliche Good Girl – Bad Boy Liebesgeplänkel weit hinaus. Stattdessen erleben wir eine junge Frau, die nicht nur mit den normalen Problemen des Erwachsenwerdens, sondern auch für die Wahrheit kämpft und einen jungen Mann, der seinen besten Freund verloren hat und dem teilweise auch ein Image angedichtet wird, dem er nicht gerecht werden kann und will.
Dass Lana Rotaru die Umsetzung dieser grandiosen Idee gelungen ist, freut mich enorm. Ich habe mir sofort nach dem Auslesen von Band I den zweiten Band gekauft, weil ich nicht erwarten kann weiter zu lesen. Von mir gibt es daher volle Punktzahl, da all meine Erwartungen erfüllt wurden und mir zudem die Idee und Umsetzung besonders gut gefallen haben.